Wir stellen ein: So heißt es derzeit in vielen Unternehmen. Und weil Führungskräfte und gut qualifiziertes Personal kaum noch mit Inseraten zu ködern sind, setzen immer mehr Chefs auf die Dienste von Headhuntern. Das zeigt eine aktuelle Studie des Bonner Beraterverbands BDU.
Laut BDU vermittelten Executive Search Consultants und andere Personalberater im vergangenen Jahr rund 76.000 Jobs, 16 Prozent mehr als 2020. Parallel dazu kletterte der Branchenumsatz auf einen rekordverdächtigen Wert: Satte 2,7 Milliarden Euro kassierten die diskreten Dienstleister von ihren Kunden – ein Plus von 17 Prozent im Vergleich zu dem von der Corona-Pandemie verhagelten Vorjahr.
„Die Personalberatungsbranche wächst so stark wie seit zehn Jahren nicht mehr“, freut sich BDU-Vizepräsident Wolfram Tröger (Foto). Und auch im laufenden Jahr bleibt die Nachfrage auf hohem Niveau:
Laut Studie liegen 60 Prozent der vom BDU befragten Consultants mit ihrem aktuellen Umsatz über den von ihnen geplanten Zahlen.
Starke Prognose
Für 2022 rechnet der Verband mit einem Wachstum von zwölf Prozent. Dabei kommt mit über 15 Prozent erwartetem Umsatzplus eine besonders starke Nachfrage aus dem Gesundheitswesen. Personalnot herrscht auch in der Chemie- und Pharmabranche sowie bei den klassischen Managementberatern und Prüfungsgesellschaften. Hier rechnen die Headhunter mit einer Steigerung der Nachfrage von jeweils über 14 Prozent.
Und der Krieg in der Ukraine? Endet der „Goldrausch“ (das Hamburger Fachblatt Manager Magazin über den Boom bei den Headhuntern) bald mit einem rezessionsbedingten Kater? Dem BDU zufolge trübt sich die Branchenkonjunktur nur leicht ein. Immerhin ein Drittel der Befragten rechne mit einem anhaltenden Aufwärtstrend, so der Verband in einer aktuellen Mitteilung an die Medien.
Aber die Mehrheit der Consultants sieht wohl mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Jedenfalls ist der vom BDU ermittelte Geschäftsklimaindex für die Personalberater deutlich nach unten gerutscht – von 114 im vierten Quartal 2021 auf 104,5 im zweiten Quartal 2022.
Eignungsdiagnostische Verfahren
Weitere Ergebnisse der Studie: Die sogenannte Managementdiagnostik wird im Auswahlprozess immer wichtiger. In fast 60 Prozent der Fälle, bei denen Berater Stellen besetzen, kommen heute eignungsdiagnostische Verfahren zum Einsatz. Berufsbezogene Persönlichkeitstests werden bei jedem zweiten, Assessmentcenter bei jedem vierten Such- und Auswahlprozess angewendet.
Digitale Werkzeuge, etwa „CV Parser“ für die maschinelle Verarbeitung von Lebensläufen und Bewerbungen, nutzen zwei Drittel der Befragten. Und: Über 90 Prozent der Personalberater setzen bei ihren Suchprojekten auf die sogenannte Direktansprache. Stellenanzeigen in Printmedien und Job Postings im Internet haben an Bedeutung verloren.
Trotz Nachfrageboom: Die Honorare der Headhunter sind stabil geblieben. Die Höhe des Honorars bemesse sich meist am Zielgehalt der Kandidatinnen und Kandidaten und betrage im Schnitt 27 Prozent vom Zielgehalt, so der Verband.
Harter Konkurrenzkampf
Im Oberhaus der Headhunterbranche darf es bekanntermaßen auch durchaus etwas mehr sein. Dass die Honorare im Schnitt aber moderat ausfallen, liegt sicher auch daran, dass die Konkurrenz unter den Executive Search Consultants seit Jahren immer stärker wird. So ist denn auch die Gesamtzahl der in der Branche Beschäftigten 2021 wieder kräftig nach oben geklettert – um fünf Prozent auf 15.000.
---------------------
8. Juli 2022 / Text: pan / Foto: BDU